Die Geschichte des Muay Thai
Die genauen Ursprünge des Muay Thai sind aufgrund zahlreicher Kriege in der asiatischen Region und der damit verbundenen Zerstörung historischer Dokumente schwer zu ermitteln. Es ist jedoch evident, dass das thailändische Militär seit vielen Jahrhunderten Muay Thai lehrt und anwendet, um die Soldaten im Falle des Verlusts ihrer Waffen zu verteidigen.
Ursprünglich perfektionierten die Krieger ihre Kampftechniken mit Kurz- und Langschwertern, was als Krabi Krabong bekannt ist. Diese Kampfkunst entwickelte sich weiter zum Muay Boran, das den Soldaten ermöglichte, auch ohne Waffen zu kämpfen. Muay Thai, abgeleitet von "Muay" (Boxen) und "Thai" (Frei), steht für „freies Boxen“ und hat seine Wurzeln im Muay Boran, das als "altes Boxen" übersetzt wird.
Besonders faszinierend ist die Geschichte aus dem Jahr 1775, die im heutigen Myanmar (früher Burma) spielt. Der burmesische König Mangra bot seinen Kriegsgefangenen die Freiheit an, wenn es ihnen gelang, zehn seiner besten Kämpfer zu besiegen.
Der thailändische Kriegsgefangene Nai Kanom Tom erlangte tatsächlich seine Freiheit, indem er diese Herausforderung annahm. Zu Ehren Nai Kanom Toms wird am 17. März in Thailand ein Feiertag begangen, an dem seine Geschichte erzählt und Kämpfe ausgetragen werden. Historische Belege aus burmesischer Sicht sind jedoch schwer zu finden, weshalb diese Erzählung nicht endgültig verifiziert werden kann.
Die Techniken des Muay Boran waren darauf ausgelegt, den Gegner zu eliminieren, was häufig tödliche Folgen hatte. Daher war dieser Stil nicht gut für den Wettkampf geeignet.
Im frühen 20. Jahrhundert wurden die gefährlichen Techniken entschärft, und es entstand das Muay Korat. Anstelle von Handschuhen wurden Bandagen verwendet, und ein einfacher Tiefschutz aus einer halben Kokosnuss kam zum Einsatz. Bis 1921 gab es keine Punktrichter, da Kämpfe bis zum K.O. oder zur Aufgabe andauerten. Erst 1929 fanden im Lumpini Park Kämpfe nach europäischen Regeln statt, bei denen die Athleten erstmals Lederhandschuhe trugen und die Kämpfe in Zeitrunden gegliedert wurden.
Mit dem Ende des Jahres 1945 wurden die Runden auf fünf mal drei Minuten festgelegt, und die Kämpfer wurden in Gewichtsklassen eingeteilt. Ab diesem Zeitpunkt wurden die meisten der heutigen Regeln eingeführt, um die Sicherheit der Kämpfer zu gewährleisten. Aus dem Muay Korat entwickelte sich schliesslich das moderne Muay Thai.
In Deutschland wird heute besonderer Wert auf den Schutz von Amateurkämpfern gelegt. Die erforderliche Ausrüstung umfasst unter anderem fünf Meter lange Bandagen, einen vom Muay Thai Bund Deutschland (MTBD) und der International Federation of Muaythai Associations (IFMA) genehmigten Kopfhelm, Brustschutz, Ellbogenschoner, Boxhandschuhe, Schienbeinschoner sowie Mund- und Tiefschutz. Für Frauen ist zusätzlich ein Brustschutz erforderlich, und es besteht die Möglichkeit, spezielle Socken zum Schutz von Schienbein und Fußgelenk zu tragen.
Die Runden dauern in der Regel drei mal zwei Minuten, mit jeweils einer Minute Pause zwischen den Runden. Trotz der traditionellen Natur des Thaiboxens und des Stolzes der thailändischen Bevölkerung werden in Thailand nur die grundlegenden Schutzmaßnahmen wie Boxhandschuhe sowie Mund- und Tiefschutz anerkannt und verwendet.